Portrait eines fast blinden Sportlers und Musikers

Wahnsinn, Leidenschaft und Vernunft liegen extrem nah beieinander. Viel zu sagen gibt es über mich nicht: Ein ganz normaler Typ, der fast blind, Extremsportler, Musiker und voll berufstätig ist und zwei wichtige Dinge begriffen hat: 1. Erfreue dich deiner Gesundheit denn ohne Gesundheit ist alles nichts! und 2. Lebe dein Leben JETZT, nicht in der Rente, nicht später, nicht morgen. 

 

Hast du Ziele? Erreiche sie! Hast du Träume, träume und lebe sie!!!

 

Warum Extremsport? Gibt es nichts Wichtigeres? Nun, jedem ist was anderes wichtig nur, mit meinem Sport tue ich nicht nur Gutes für mich selbst, ich motiviere damit auch andere. Nicht nur, aber auch behinderte Menschen, die durch mich ihr Potential erkennen und nicht den Kopf in den Sand stecken sondern erkennen, behindert oder nicht, ich bin wer, ich kann was! 

 

Ich respektiere die Natur, schätze einen respektvollen Umgang miteinander, lebe nicht verschwenderisch und gehe meinen Weg.

 

Am 05.04.1980 in Hofheim im Taunus bereits mit einer starken Sehnervathrophie geboren, durch die ich rechts komplett blind bin und am linken Augen noch 5% Sehrest mit einem Sichtfeld von 12 Grad habe. Oft ausgestoßen und als anders betrachtet, entdeckte ich schnell meine Leidenschaft zum Sport und der Musik. Aufgewachsen bin ich in Mittersill, einem Ort im Pinzgau in der Nähe von Zell am See in Österreich. Ich musste schnell begreifen, dass ich weder eine Karriere als KFZ-Mechaniker, Profiboxer, noch als Rennfahrer anstreben werde, weil das meine Behinderung nicht zulässt. Von meinen Eltern wohl behütet, konnte mir ein paar Dinge wie Snowboardfahren,  Skaten, Radfahren und Judo, erkämpfen und ging einer soliden Ausbildung zum Masseur nach. Aufgrund gesundheitlicher Probleme die ich damals noch nicht zuordnen konnte, musste ich diese Ausbildung abbrechen und schulte zum Bürokaufmann um. Auf meinem nicht einfachen Lebensweg, begleiteten mich stets mein Sport und meine Musik.

Antrieb und Leidenschaft, ein weiter Weg beginnt...

Ich war dem Wettkampf nie abgeneigt weil ich es liebe mich fair und auf sportlicher Ebene mit anderen zu messen. Ich muss in allem was ich im Leben mache irgendwie einen Sinn erkennen um zu wissen warum ich das eigentlich mache. Nur ins Studio zu gehen um zu trainieren und sich fit zu halten ist für mich nicht interessant genug. Sicher ist es wichtig sich fit zu halten und sich zu bewegen aber das alleine reicht nicht aus um mich für intensives Training zu begeistern. Ich will meinen Körper trainieren um ihn erleben, mit hoher Lebensqualität erfahren, ihn in seiner ganzen Herrlichkeit nutzen zu können. Der menschliche Körper ist zu mehr fähig, als mit 10 Fingern auf einer Tastatur zu tippen oder eine Maus zu schupsen. Alleine was du mit einer Hand alles machen kannst, wie du dich bewegen und kontrollieren kannst, was du mit Kraftausdauer und ohne fremde Hilfe und Technik erreichen kannst, wie es sich anfühlt wirklich zu leben und nicht anderen beim Leben zuzusehen, fasziniert mich. Neidisch vorm Fernseher sitzen während Joy Kelly da zeigt was er so erlebt, gern auch mitmachen zu wollen und von daheim hören zu müssen „Ja er kann das machen aber du doch nicht!“ Dieses ewige nichts zutrauen schon alleine aufgrund meiner Behinderung aber auch so. Klitschko steht im Ring und ich sage mir ich will auch so ein Portrait von mir haben und dann muss man vom Vater hören „Klitschko ist ein Mann von Welt der muss das machen aber du doch nicht.“ Ja verdammte Scheiße warum denn nicht?? Muss er nicht auch aufs Klo wie ich, kommt da nicht dasselbe raus wie bei mir? Hat er das Privileg allein das tun zu dürfen nur weil man ihn kennt? Habe ich nicht auch das Recht das zu tun? Bin ich nicht auch fähig meinen Körper zu stählen wie er? Und vor allem muss ich dafür berühmt sein? 

 

Also suchte ich nach der für mich geeignetsten Sportart die ich machen und bei der ich mich messen kann. Ich kam über das Fitnessstudio zum Kraftdreikampf und merkte schnell, dass ich zwar Kraft habe aber mir viel mehr die Kraftausdauer liegt. Ich bin nicht der reine Gewichtheber oder Dreikämpfer, ich muss mich auch ausdauernd fordern können. Lieber mit dem Fahrrad im Winter bei Schnee auf den Feldberg quälen als nur dran zu arbeiten, 1x 200kg heben zu können. Damit bin ich nicht mal an der Spitze! Die heben weit mehr als ich und ich stellte fest, meine Stärke ist Kraftausdauer. Ball- und Radsport sind aufgrund meiner Sehbehinderung zu schnell und gar nicht oder nicht ohne Begleitung machbar. Triathlon wäre genau das Richtige für mich. Mein Körper ist dafür prädestiniert! Keine Zulassung mit meiner Behinderung ohne Guide. Und den finde erst mal! Sie wollen bezahlt werden, denken meist an sich und ihre Ziele, sehen dich als Stein am Bein und wenn ich eins hasse ist es, abhängig oder angewiesen zu sein. Wir alle sind in irgendeiner Art und Weise voneinander abhängig. Ich meine diese Abhängigkeit von beispielsweise einem Trainingspartner ohne den du nicht weitermachen kannst.

 

Wenn ich etwas anfange, dann ziehe ich das durch und mache das anständig. Wenn ich mich auf ein Event vorbereite und mein Partner dann abspringt weil ihm ein Furz quer liegt, dann macht mich das echt sauer! Etwas umsonst zu machen ist nicht mein Ding. Etwas zu probieren, zu merken es geht nicht und es so lange zu probieren bis es klappt, festzustellen es fruchtet einfach nicht und flexibel genug zu sein auf etwas anderes auszuweichen, ist meine Vorgehensweise. Es gibt immer einen Weg. Selbst wenn ich am Boden auf dem Rücken liege, kann ich immer noch Bogen pissen!!

Klare Ziele, volle Kraft voraus!

Ab jetzt Läufer, erster Marathon 2011

Ich stellte fest, dass Laufen funktioniert, also warum nicht Läufer werden? Ich war 2011 genau im richtigen Alter ein Langstreckenläufer zu werden und mein großes Ziel zu dem Zeitpunkt war es, einmal einen Marathon zu laufen. Nachdem ich bereits ein Jahr regelmäßig gelaufen bin und mich gezielt auf den Marathon vorbereitet hatte, gelang mir das beim Frankfurt Marathon 2011.

Mein erstes Buch

Im selben Atemzug erfüllte ich mir einen weiteren Traum. Einmal ein Buch zu schreiben. Mit dem Schreiben ist das bei mir wie mit dem Komponieren. Das kann man nicht erzwingen. Ich schreibe wie ich empfinde, nicht auf Kommando und ich schreibe wie mir der Schnabel gewachsen ist. Ich pfeife auf Zensur die mir sagt „Das kann man so nicht schreiben..“ Ach ja? Warum denn nicht? Warum muss ich sagen „Das ist jetzt nicht so gut gelaufen“ wenn ich doch eigentlich meine „Das war Scheiße!“ Haben doch die Leute immer keine Zeit für lange Erklärungen und Texte, also…?

 

Ich schrieb mein Buch "...Und DU kannst es schaffen!" In dem ich meinen Weg zum ersten Marathon in meinem Leben beschreibe. Der Clou: Ich begann das Buch zu schreiben noch bevor ich eine Ahnung hatte wie das ausgeht, was die Sache spannender machte. Reinhold Messner sagte einst „Du musst die Dinge dann aufschreiben wenn sie passieren. Schreibst du sie im Nachgang auf, verschleierst und vergisst du wichtige Sachen. Beispielsweise erinnerst du dich an einen Aufstieg auf einen 10.000er und magst dich noch an die Freude daran erinnern, aber den Schmerz den du dabei empfunden hast, verschwindet und kann im Nachgang nicht mehr so intensiv dokumentiert werden.“ Das inspirierte mich.

Sportler, aber Musiker!

Parallel suche ich nach einer Band die eigene Sachen machen will und spielte in der ein oder anderen Coverband. Ich suche nach einer geeigneten Räumlichkeit in dem ich mein eigenes Studio einrichten kann, bildete mich im Rahmen eines Fernstudiums zur "Digitale Musikproduktion" weiter, schreibe eigene Songs, produziere sie und perfektioniere mein spielerisches Können. Ich mache immer das, was gerade gut funktioniert. So entstand mein Projekt Harrior

 

Zeit für Veränderung! Erster Berglauf

 Nach meinem ersten Marathon 2011 in einer Zeit von 3h33min fragte ich mich, wie soll es denn nun für mich weitergehen? 2012 stellte ich mit Freude fest was damals das gesundheitliche Problem bei meiner Erstausbildung zum Masseur war: Latschenkiefer! Ein Tonikum aus Tannennadeln hergestellt, die den Körper nach der Massage kühlen soll. Das verursachte auf Dauer bei mir eine Allergie und offene Hände, mit denen ich nicht mehr massieren konnte. Jetzt wo ich das wusste, schaffte ich mir ein zweites Standbein und arbeitete nebenberuflich wieder als Masseur. Beruflich hatte ich nun eine solide Basis. Nicht reich, aber genug Verdienst, um mich voll und ganz neben meiner Arbeit auf meine Hobbys zu konzentrieren und diese finanzieren zu können. Ich fragte mich ob ich als Läufer etwas anderes als reine Straßenläufe laufen könnte und auch, ob ich den Marathon erneut, oder irgendwann unter 3h laufen kann und will?

 

Auf der Suche nach neuen Herausforderungen interessierte ich mich für Bergläufe. Ultralaufen war für mich noch eine unerreichbares Ziel das ich glaubte nie erreichen zu können. Ich entschied mich für den Zugspitz Extremberglauf, einen Berglauf mit 18km und 2500 Höhenmeter von Ehrwald in Tirol bis auf die Zugspitze über Sonnalpin zum Zugspitzgipfel. Man fragte mich wohl "warum immer so extrem und warum denn ausgerechnet die Zugspitze? Lauf doch einfach Marathon und gut." Nein! Meine ganze Jugend lang entschieden Eltern, Verwandte und andere was gut und nicht gut für mich ist, jetzt entscheide ICH und zwar ICH ALLEINE was ich mache und wann und warum. Ja warum… Weil´s Spaß macht, weil ich es kann, weil ich will, weil der Mensch mit seiner Herausforderung wächst, weil es das natürlichste der Welt ist zu leben und etwas zu erleben, suche dir was aus. Du kannst nicht alles auf dieser Welt erklären. Ich entschied mich für die Zugspitze weil ich die Natur liebe, es genieße in einer grandiosen Landschaft auf eigenen Beinen ohne Auto und sonstige Hilfsmittel, die die Umwelt verschmutzen, diesen Berg erklimmen zu können. Die dabei erlebten Eindrücke sind mit Geld nicht zu bezahlen und mit Worten nicht zu beschreiben. Deinen Körper in einer Situation zu erleben wie sie ein „Normalo“ nie erleben wird! Der Berg nimmt dir alles aber er gibt dir alles und noch mehr zurück! 

 

Beim Zugspitzlauf musst du schwindelfrei sein, am Grad lang klettern, Trittsicherheit haben, mit den Elementen der Natur klar kommen. Ich konnte mit meiner Behinderung nicht einschätzen ob das geht oder nicht und auch kein anderer kann mir das beantworten weil keiner weiß was ich imstande bin zu sehen und ich nicht weiß was ich sehen können müsste. Also musste ich hier einfach auf gut Glück mich darauf einlassen und verblieb mit dem Veranstalter so, dass ich abbreche, wenn ich mir etwas nicht zutraue.

 

Ich startete nach erfolgreicher Teilnahme am Zugspitzlauf, den ich mit 4h53min – meinen erster Berglauf und noch dazu so schwer - beendete, beim FFM Marathon 2012 und konnte mich hier über eine Zielzeit von 3h20min freuen. Jetzt war für mich klar, ich bleibe dem Laufen treu solange ich es kann weil es eine der einzigen Sportarten ist, die ich ohne Einschränkung machen kann. Noch sehe ich genug um ohne Guide zu starten, ich kann die extremsten Sachen laufen, kann noch schneller werden, werde irgendwann meine 3h knacken und ich wollte ein professionell gesteuertes Training haben. Kurt Stenzel, eine Legende im Marathonlauf und mehrfacher deutscher Meister und Physiotherapeut, wurde über 10 Jahre mein Trainer und wir arbeiteten gemeinsam an meiner Laufkarriere.

Erster Hindernislauf und die Marine in Eckernförde

2013 wagte ich den Großglockner Berglauf – immer über den Tellerrand schauen!! Durch Zufall dann machte mich ein Laufkumpel auf einen Hindernislauf namens "Braveheart Battle" aufmerksam. Ist doch klar dass ich mich dieser Herausforderung auch stellen wollte. Das ist doch genau das was ich immer schon gesucht habe!! Ein Sport wo ich meinen Körper voll und ganz benutzen kann, meine Kraft im Studio ist nicht umsonst aufgebaut worden, wie ein Soldat unter Stromzäunen durchrobben, Schmerzen ertragen, hart sein, hart werden, sich was zutrauen, nicht nur das Laufen ist hier gefragt, deine ganze mentale Härte, dein Körper, dein Geist, alles muss zusammen stimmig arbeiten willst du hier erfolgreich siegen! Wie sollte ich nun als stark sehbehinderter Sportler mich dieser Herausforderung stellen? Wie ist es im März ins kalte Wasser zu springen mit voller Laufmontur und wo kann ich das trainieren. Im Netz steht vieles darüber aber leider auch viel unbrauchbarer Mist. Kann ich alleine in einen Bach springen und wenn ich Krämpfe habe? Wenn ich nicht rauskomme? Wer wird mir helfen …. Ich riskierte es bis zur Brust in einen Bach zu klettern, die Bad Homburger Bevölkerung betrachtete mich mit Kopfschütteln. Ich meine was würdest du sagen?? Da ist es Winter, es ist kalt, die laufen mit Rollkragenpulli und Jacke rum und da kommt ein Läufer in T-Shirt, der springt plötzlich ohne Vorwarnung vom Weg ab in die Böschung in den Bach. Jetzt könnten Zweifler noch sagen „ah ein Wassertreter – ja soll ja gesund sein“ Jetzt legst du dich bäuchlings in diesen Bach und kriechst unter der Brücke durch über die man normal geht und über die nächste springst du drüber und dann robbst du weiter durch den Bach und kletterst die Dornenböschung wieder hoch und das in der Dämmerung so um 17:00 Uhr im Dezember neben dem Kurpark wo du damit ahnungslose Hundebesitzer irritierst. Sperrt man dich nicht ein oder meldet dich der Polizei, kannst du froh sein. Oder du robbst im Wald durch´s Dickicht. Zerreißt dir Klamotten und Haut und läufst weiter – was denkt der, wo dich sieht?? Machst du es um 5:00 Uhr morgens denkt keiner was, da ist keiner.

 

Aber habe ich mich das von Anfang an getraut? Nein. Ich lernte es in der 2 Grad kalten Ostsee im Februar 2014 kennen was ich mir zutrauen kann. Interessiert schaute ich mir einen Bericht von der Marine, bzw. den Kampfschwimmern an. Ich sagte mir, das ist genau das was du brauchst. Genau das musst du machen, bei denen anheuern! Ich schrieb eine Mail dort hin mit der Bitte vorweg, die Mail bitte bis zum Ende zu lesen und nicht als Spinnerei abzutun. Sie wurde erst mal als Spinnerei abgetan mit den Worten „Sie haben es richtig erkannt, wir können Ihnen nicht helfen aber wir wünschen Ihnen für Ihr Vorhaben alles Gute!“ Natürlich! So kann man einen armen kleinen Behinderten abcanceln – nicht mit mir Freunde!! Ich schrieb ihnen zurück dass ich es eine Frechheit finde ohne das man mich wirklich kennengelernt hat, mir nicht einmal eine Chance zu geben, wo man jedem arbeitsscheuen Nichtskönner und Unlustigen eine Chance gibt in diesem Verein mal vorsprechen zu dürfen, lässt man mich nicht mal zur Eingangsuntersuchung zu, geschweigedenn dass man mich anhört. Ich stand um 2:00 Uhr Nachts auf, trainierte mit LED im Dunklen im Schnee und schickte ihnen Bilder mit den Worten „Ihr mögt mich nicht mit euch trainieren lassen, aber ihr könnt nicht verhindern dass ich trainiere wie ihr!!!!“ Ich fragte sie warum sie nicht einsehen wollten dass auch ich eine Motivation für die anderen sein könnte. Wir können voneinander lernen, die Soldaten von mir meinen Einsatzwillen und meine Motivation zu teilen, zu erkennen was sie als Nichtbehiderte doch für ein Potenzial haben, wenn ich schon so ein Potenzial als Behinderter habe und ich kann von ihnen lernen hart zu werden, eine Hindernisbahn zu erfahren, ihr Training hautnah mitzuerleben.

 

Ich bekam eine Antwort von Lars Apitz, dem Ausbilder der Maritimen Fünfkämpfer aus Eckernförde und die Aufforderung, dass ich eine Woche mit ihnen zusammen trainieren darf. Ich absolvierte die Hindernisbahn der Maritimen Fünfkämpfer, durfte auf die militärische Hindernisbahn, unterzog mich dem harten Aufnahmetest der Maritimen Fünfkämpfer der Sportfördergruppe Eckernförde! Ein Trainingsvideo dokumentiert einen Lauf den wir zusammen im Wald gemacht haben und wie wir in die 2 Grad kalte Ostsee sprangen mit voller Montur. So wusste ich: In einer 2 Grad kalten See überlebst du nicht lange, sie nimmt dir den Atem, du musst schwimmen um dein Leben! In Bad Homburg kann es so kalt nicht sein und weil ich dort weiter machen werde was ich in Eckernförde gelernt habe, werde ich bei jedem Langstrecken und Kurzstreckentraining jetzt so eine Schweinerei einbauen. Weder der Main, noch die Nidda, noch Bäche und auch Schlamm sollen kein Hindernis mehr für mich sein, jeder Holzstapel der halbwegs stabil aussieht wird erklommen, alles zur Trainingsfläche umfunktioniert, Klimmzüge an der Bushaltestelle (das ließ ich bald sein weil das Aludach etwas lapidar zu sein schien J  

 

In Zusammenarbeit mit der blinden Buchautorin Daniela Preiß entstand dazu unser Buch „Willensstark“.

 

Immer mehr vom Marathon zum Ultramarathon

Nachdem ich die Braveheartbattle geschafft hatte, eine Kopfverletzung davontrug die mich beinahe das Rennen gekostet hätte und später genäht werden musste, war es Zeit ein Versprechen einzulösen. Tilo Kramer, ein Ultraläufer und Kumpel von mir, schwärmt vom Ultralauf und ich selbst stellte mir ja immer noch die Frage kann ich das auch und bin ich Ultraläufer oder doch „nur“ Marathoni. Ich wagte mich 2013 das erste Mal nach Rodgau, wo ich 50km laufen sollte und ich sagte mir, es sind 10x 5km Runden auf denen ich testen kann ob ich nun für den Ultralauf geboren bin oder nicht. 2013 sollte es Infolge der Rennsteiglauf werden, mit seinen 72km aber das wurde nichts, weil ich meine Marathonzeit in Frankfurt deutlich verbessern wollte und daher alles daran setzte, hier eine Bombenzeit zu laufen. Dem sollte aber ein Test auf 50km im Januar 2013 nichts im Weg stehen, so Kurt Stenzel. Und so wollte ich es wissen wie es mir auf 50km ergehen wird. Ich schaffte den 50er in 4h37min und das bei Schnee! Ich war fertig aber glücklich.

 

Nachdem ich dann 2013 meine Marathonzeit in Frankfurt auf 3h14min verbessern konnte, bei schlechten und kalten Wetterbedingungen, war mir klar, die 3h fallen, aber so schnell noch nicht. Irgendwann werden sie fallen und da kann auch gut und gern der ein oder andere Ultralauf dabei sein, also muss es 2014 einfach der Rennsteiglauf sein. 2014 im April, knackte ich in Wien (Vienna City Marathon), meine Bestzeit und lief diesen in 3h10min. 2014 sollte definitiv mein bislang härtestes und ereignisreichstes Laufjahr werden weil hier wirklich viel anstand:

 

50km Rodgau, Braveheartbattle, Vienna Citymarathon, Weiltalmarathon, 72km Rennsteiglauf, Großglockner Berglauf, 24h Lauf in Dettenhausen,

 

Letzterer wurde allerdings eingeschoben weil sich das Projekt Marathon des Sables 2015 anbahnte, (dazu später mehr),

 

Koberstädter Halbmarathon, Berlin Marathon, Frankfurt Marathon.

 

In Berlin lief ich erneut mit 3h06min, eine neue persönliche Bestzeit auf Marathon und finishte meinen ersten Rennsteiglauf mit 8h4sek. Jetzt war es klar, Ultralaufen liegt mir. Ich bin kein Sprinter sondern definitiv Ultralangstreckenläufer!

Wenn ein Ultra nicht reicht, müssen es Etappenläufe sein!

Ich komme selten zum Fernsehschauen weil ich keine Zeit dafür habe und eh nur Blödsinn läuft. Wenn ich mal dazu komme schaue ich meist Servus TV oder einen anderen Extremsender wo es um harte Sachen geht wie Baumgartners Sprung aus der Stratosphäre oder Bergsteigen, Berglaufen und – ja was ist denn das – Scheiße was ist denn das??? Ich kriege Gänsehaut wenn ich es schreibe… „Heute bei Extrem am Limit – 240km durch die Sahara zu Fuß, einer der härtesten Läufe dieser Erde – der Marathon des Sables. Die Schwierigkeit hier, kein Schlafplatz, Nahrung muss selbst getragen werden, alles was du brauchst musst du selbst schleppen, jeder entscheidet selbst was er benötigt bis auf die Pflichtgegenstände die vom Veranstalter vorgeschrieben werden“ WOW!!!

 

Ich muss das machen, ich muss das haben, das ist geil, das ist der Hammer, das ist – ich weiß auch nicht wieso, es fasziniert mich und ich muss das haben ok? Ich finde es so spannend, ein tolles Projekt und klar ist es gefährlich, das ist aber über die Straße gehen und alleine im Wald um 5:00 Uhr morgens laufen auch.

 

Mich fasziniert hier, sich auf das Wesentliche zu beschränken, zu lieben, zu leben, essen, schlafen, beisammen sein, sich auf die Grundbedürfnisse im Leben einzulassen und zu beschränken, was ist wirklich wichtig im Leben? Ein iPad, ständige Erreichbarkeit, Bargeld? Oder miteinander etwas zu erleben, sich zu unterhalten? An einem Strang ziehen?? Ich saß stundenlang immer wieder vor der Seite, recherchierte im Netz ging auf die Anmeldung, ließ es sein, ging wieder drauf, hatte Angst und sagte mir „Ok Schlaffi, du willst es ja! Wenn du es nicht wollen würdest, dann würdest du ja wohl nicht ständig wieder davon anfangen. Kannst es nicht auf sich beruhen lassen? Dann melde dich an!!!“ Tja Das Geld habe ich nicht, werde es nie haben und worauf soll ich warten?? Wenn nicht jetzt wann dann. Jetzt mach es einfach ok? Du Spinner!! UPS… Angemeldet…

 

Und so begann der Weg auf eine lange Reise, dem Marathon des Sables 2015, meinen 35. Geburtstag, den ich in der Wüste am Start eines der härtesten Selbstversorgungsultras dieser Erde erlebt habe. ABER hier war die Schwierigkeit nicht ohne Guide starten zu dürfen. In dem Fall sehe ich das auch ein, weil ich keinen Kompass ohne Lupe lesen kann, hier auf Hilfe angewiesen bin, zwar kein Halsband brauche, aber doch mit jemandem zusammen laufen muss. Wieder stieß ich bei der Guidesuche auf Granit, keiner wollte mir helfen oder dafür bezahlt werden und die, welche es gern würden, wie Anke Molkenthin, sind selbst nicht mehr aktiv. Ich musste da hin, wo andere Spinner sind die mich verstehen. Ich musste zu einem Ultra. So kam ich zum 24h Lauf nach Dettenhausen! Hier ein Video meines 1. 24h Rennens!

 

Hier sehen Sie wie schön das ist! Ich sollte nur Teil des Ganzen sein, sollte Leute treffen, laufen soviel ich halt konnte aber nicht übertreiben. Nun hatten wir 35 Grad, es war heiß und ich lief halt so dahin bis ich merkte, ich führe plötzlich. Meine Strategie: Laufe 100km und dann mal schauen. Bis dahin habe ich nur Erfahrung  beim Rennsteiglauf mit 72km gesammelt – keine Ahnung ob ich dazu in der Lage war mehr zu machen, war der Rennsteiglauf doch erst im Mai und der 24h Lauf im Juli 2014 J Als ich merkte dass ich die Führung übernommen hatte, da wollte ich laufen bis meine Nase den Boden berührte und wurde letztenendes um 2:00 Uhr von denen die es können und schon mehr 24h Lauf Erfahrung als ich haben, überholt . Ich beendete das Rennen auf Position 5, hängte Position 6 um 16km ab, hatte vor mir nur Profis und war überglücklich. 22 ½ Stunden war ich ca. auf den Beinen, den Rest musste ich essen, ruhen, mich aufpäppeln.

 

Mit dieser Leistung beeindruckte ich auch die Französische Organisation ATLANTIDE und somit halfen sie mir Lahcen Ahansal, den 10-Fachen Sieger des Marathon des Sables als Guide zu bekommen. Er lief mit mir den 30. Sultan Marathon des Sables 2015 (MDS)!

 

Das Trainingsvideo mit Lahcen Ahansal, den Bericht im Französischen Fernsehen u.v.m., finden Sie hier.

 

Ich machte mir Sorgen weil ich bislang nicht viel Ultraerfahrung vorweisen konnte, ob ich für den MDS wirklich geeignet war. Anke Molkenthin, deutschsprachige Ansprechpartnerin und Außenstelle von ATLANTIDE, beruhigte mich in dieser Hinsicht weil sie mir sagte, ich kann noch viel trainieren und brauche keine teuren Wettkämpfe finanzieren um für die Wüste zu trainieren. Ohnehin kann ich nur das lange Laufen üben, niemals aber die Bedingungen in der Wüste trainieren. Zwar ist es schön 100km Biel zu laufen aber auch das bringt mir nichts für die Wüste außer der Tatsache dass ich 100km laufen kann und das kann ich auch im Training üben. Der 24h Lauf war also ein netter Zufall, mich in der Hinsicht weiterzuentwickeln und dass es so gut werden würde war, mir bis dahin unklar. Jetzt weiß ich aber was ich imstande bin zu leisten und denke dass ich läuferisch in jedem Fall die Sache wagen kann.

Weitere Ziele werden folgen!

Marathon unter 3h, 1300km in 19 Etappen durch Deutschland, 100km Zugspitz Ultra Trail, der Start beim London Marathon 2018 für den Deutschen Behindertensportbund (DBS) auf internationalem Niveau und viele weitere Events folgten und es geht weiter! Dazu mehr unter: