Ein Sieg für eine gute Sache! Beim 24h Lauf in Hanau erlief ich über 600 Euro Spendengeld für die Lebenshilfe!

Bildquelle: https://24hanau.de/?rueckblick
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Für viele ist der Marathon ja DIE Distanz schlechthin und der Iron Man schier unerreichbar und hoch anzusehen. Einen 100km Lauf zu machen stößt bei den meisten auf Unverständnis. Darüber hinaus zu denken ist für alle anderen unvorstellbar und man erntet nur blöde Sprüche wie „geht ja gar nicht, wann schläfst du?, Spinner, ja mit dem Auto…, usw.“ Ein 24h Lauf auf einer 1,6km Runde ist schon als relativ lange Strecke und als tödlich langweilig gegenüber einer Langstrecke über 100 Meilen von A nach B zu sehen. Bislang war das Dümmste was ich mir je geleistet habe einen 100km Lauf in Senftenberg auf einer 250m langen Innenbahn mit erhöhten Kurven zu laufen, weil es das einzigste Rennen war mit dem ich mich noch rechtzeitig für den Spartathlon 2018 qualifizieren konnte. Was du hierbei allerdings lernst ist mentale Härte, welche du brauchst um solche Distanzen überhaupt laufen zu können. Du benötigst die körperliche und die geistige Verfassung dafür. Jetzt gibt es da den 24h Lauf in Hanau Wilhelmsbad für einen guten Zweck. "Laufend Gutes tun" lautet das Motto und der Erlös dieses Spendenlaufs geht zu 100% der Lebenshilfe zu! Es ist möglich selbst zu spenden und zu laufen oder nur zu spenden bzw. durch die Teilnahme am Lauf spendet man seine Startgebühr. Oder man startet eine so genannte Challenge und spendet damit - dazu später mehr. Dumm nur, dass man diese 24h auf einer 395m langen Rasenbahn drehen muss...

Durch einen Bekannten vom Technischen Hilfswerk Bad Homburg, der selbst dort mit organisiert und hilft, wurde ich auf das Event aufmerksam. Für den Spartathlon 2019 brauche ich ohnehin einen 24h Lauf als Vorbereitung und so sagte ich ohne genau zu wissen was mich erwartet dem Event zu und meldete mich an. Bewusst war mir, was alleine schon krank genug ist, dass ich die 24h auf einem Sportplatz laufen soll. Die 100km auf einer Innenbahn waren schon beknackt aber 24h lang im Kreis auf 400m - ich weiß ja nicht. Ich ging von einer 400m Tartanbahn aus. Es kam leider schlimmer! Es war eine 400m lange Rasenbahn! Gefühlt in etwa so, als würde man 24h auf einem Fußballfeld laufen müssen. Auf dem Gras kommst du kaum vorwärts. Es ist zwar nach kurzer Zeit zertrampelt sich, sieht völlig rasiert aus und man hat Schlaglöcher aber dennoch läuft sich die Runde nicht wie beispielsweise das Gelände der Zugspitze oder ein Waldweg. Der Untergrund ist weich aber man hat das Gefühl keinen Abdruck zu haben und nicht recht vom Fleck zu kommen. Über eine kürzere Distanz hin und mit Pausen schon eher aber 24h pausenlos wird es schwer. Nun habe ich aber schon zugesagt, die Sache ist für einen guten Zweck und so ging ich das Risiko ein, mir hier evtl. meine Gelenke kaputt zu machen. Ich fuhr mit dem Vorsatz hin, ich könne das Rennen ja abbrechen wenn es gar nicht geht. Für Sparta reichen mir die 100 Meilen Berlin und der 100km Lauf in Thüringen. Ich kann hier einen netten Trainingslauf machen, evtl. die 100km erlaufen und dann aussteigen. Vielleicht auch auf Etappen laufen - mal schauen. 
Als ich in Hanau ankam, wurde ich vom Orga-Team liebevoll empfangen. Das Event ist eigentlich als Teamevent gedacht. Es gibt aber auch wie mich Einzelstarter. Jedes Team, bzw. jeder Starter hat nun an der Laubahn sein Plätzchen von ca. 4 Quadratmetern auf denen man sich ausbreiten kann. Das reicht für ein Zelt, Feldbett, Versorgungsstation, was auch immer man benötigt. Die Läuferverpflegung ist der Hammer und es gibt alles was das Herz begehrt. Die ganze Zeit gibt´s Musik, die zwar nachts etwas ruhiger läuft, damit Nachtruhe für die wo schlafen wollen möglich ist, aber dennoch ist immer Stimmung irgendwie und es wird nie fad. So begann ich also auf dem Rasenplatz meine 495m zu drehen, genauer gesagt. Schon auf den ersten Runden, noch unter 30km merkte ich, dass mir das nicht viel Freude machte. Es war heiß, die Runde fad und der Boden tat mir gar nicht gut. Gelenke und Sehnen protestierten schon bald nach ein paar Stunden und ich stellte mir wie schon so oft die Frage was ich hier eigentlich tue.
Das macht man auf der langen Etappe bekanntlich immer aber das hier… „Wir haben wieder so genannte Challenges vorbereitet“ Na was kommt jetzt, dachte ich so bei mir als ich diesen Satz über die Lautsprecher hörte. „Wenn der Läufer des Teams XY eine Runde über die Bahn kriecht, werden 50 Euro gespendet!“ Na klasse, das kann ja heiter werden… Also das heißt auf Deutsch, dass es während des ganzen Rennens möglich ist, jede/-n Läufer/-in einzeln oder als Teammitglied solche Aufgaben zu stellen und dafür zu spenden wenn er/sie die Aufgabe umsetzt. Das bringt Spaß und damit Spenden für einen guten Zweck. Allerdings hoffte ich, dass man mir das nicht antun möge.
Ich bin ein Einzelläufer der 24h pausenlos laufen und sich damit auf das große Ziel Spartathlon vorbereiten soll. Das alleine tut schon weh genug. Jetzt aber noch über die Bahn hoppeln, kriechen oder sonst irgendwie im Kreis drehend, muss jetzt nicht wirklich sein. Dennoch fand ich die Idee aber hervorragend. Denn das Event besteht ja nicht nur aus dem Lauf alleine. Bands treten auf, Tanzvorführungen finden statt, Kinderprogramm wird geboten und dadurch gibt es auch Zuschauer die sich einerseits das Unterhaltungsprogramm anschauen, aber natürlich auch an uns Spinnern interessiert sind, die wir da unsere Runden drehen. Und da stachelt man mit den so genannten Challenges schon die Menge an, sich irgendwas „Nettes“ einfallen zu lassen und dafür auch ordentlich zu zahlen. Will man also sehen, das ein Läufer total am Ende und schon mit über 60km in den Beinen eine Runde lang Purzelbäume schlägt, dann gehen die Spenden schon in den dreistelligen Bereich. 
Ich verfolgte das Treiben um die Challenges, das Event, quatschte mit dem ein oder anderen und fühlte mich relativ alleine unter den Teamsportlern - von den Zuschauern erst mal kaum beachtet. Es war für die meisten hier unvorstellbar, dass es da Läufer gibt, die 24h ohne Pause durchlaufen. Keinen Wechsel, keinen Schlaf. Erzählungen sind das Eine, es aber hautnah zu erleben und zu fühlen wie sich der Typ da auf der Bahn quält, ist eine ganz andere Sache. So fragten mich nach 6h ca. die ersten Leute an der Bahn „wann pausierst du denn?“ oder „wie lange läufst du noch?“ Wenn ich ihnen dann antwortete, kam entweder nichts, ein blöder Spruch oder „will ich sehen“. Einige gingen sogar über Nacht heim und wunderten sich dann am Folgetag nicht mehr, sondern staunten das er immer noch läuft…
Auf 395m 24h zu laufen bedeutet, mental stark sein. Es ist alles immer eine Frage der Ansicht. Hast du bei einem Marathon schon 30km hinter dir oder erst 30km geschafft? Interessiert dich was du nicht kannst oder ist dir eher wichtig zu wissen was du kannst? Ist das Glas halb leer oder hast du noch so viel Wasser? Ist also mein Job 24h zu laufen um stark genug zu sein, um beim Spartathlon 36h am Stück durchlaufen zu können, ist es vorerst absolut egal, ob das auf 395m im Kreis sein muss oder von einem Ort zum anderen. Mag Letzteres sicher spannender und abwechslungsreicher sein, kann man es sich nicht immer aussuchen. Klar ist, dass es viel mehr mentale Kraft kostet das auf 395m zu tun. Du kannst nicht weg, es ist immer das Gleiche und du musst es schaffen  diese Gedanken zu eliminieren damit du nicht wahnsinnig wirst. Oft fragt man mich wenn ich sage ich muss 15km auf der Bahn Tempoläufe machen, wie ich das schaffe ohne das mir langweilig wird. Ich antworte darauf nur „lauf es mit meinen Tempovorgaben und glaube mir, dir wird nicht langweilig werden. Du wünscht dir nur, dass es bitte bald ein Ende haben möge!“ Wenn ich 7x 2km laufen muss unter 8min, tut as weh. Ich muss mich konzentrieren das Tempo zu halten, möglichst die Nerven zu behalten, auf die Technik achten, nicht zu hart zu laufen, eben gerade so, dass ich es durchstehen kann und voll ausbelastet bin. Willst du also 24h im Kreis laufen muss dein Ziel klar sein. Meines war, 24h pausenlos überstehen, testen was an Nahrung bei Hitze gut und weniger gut funktioniert, fühlen ob die Nüchternläufe am Wochenende mir eine Verbesserung meiner Nahrungsprobleme gebracht haben und Erfahrungen auf der langen Distanz zu sammeln. Jetzt blendest du das im Kreis laufen völlig aus! Du siehst die Zeit, die gelaufene Distanz, schätzt ab wann du wo was brauchst und sein wirst und wirst nebenbei noch mit Challenges und Unterhaltungsprogramm bei Laune gehalten. Weitere Vorteile sind das du sicher bist, das Rote Kreuz ist da, du bist nicht alleine, du kannst dich unterhalten und weil es ein Rennen ist könntest du das sogar noch gewinnen!!! 
100km unter 10h zu laufen war mir hier einfach nicht möglich. Nicht auf diesem Untergrund und nicht heute. Was ich wollte war, die ersten 81km unter 9h30min zu halten. Denn das ist die Sollzeit die ich beim Spartathlon auf dieser Distanz bringen muss. Es motiviert und beruhigt, wenn man das hier auf dem Boden schafft und im Griff hat. Es ist heiß, es tut weh, es ist doof und dennoch hat es geklappt. Das hilft einem dann mit schweren Momenten im realen Leben draußen und bei anderen Langstreckenrennen fertig zu werden. Beim Spartathlon beispielsweise oder beim Deutschlandlauf gibt es nicht überall Hilfe oder gerade benötigte Dinge gar nicht. Es kommt vor das ein Veranstalter Dinge verspricht, die dann nicht vorhanden sind. Suppe z.B. Also musst du lernen damit umzugehen und klar zu kommen, zu improvisieren und verzichten zu lernen. Und auf dieser Runde hier kannst du all das lernen und üben. So hätte ich um 05:00 Uhr morgens gern ein warmes Süppchen gehabt, sie hatten aber keines mehr. Also musste ich mit einem gekochten Ei vorlieb nehmen und hoffen das auch das gut funktionierte.
Mit 100km unter 12h war ich immer noch im Soll von Sparta und so sagte ich mir, dass ich ab 100km aufgrund meiner Scherzen langsamer machen werde. Evtl. steige ich sogar aus. Ich habe keine Lust mir hier etwas zu zerstören was mein Hauptziel, den Spartathlon 2019, gefährden könnte. Es bringt mir nichts hier alles zu geben und dann nicht in Athen starten zu können, wegen einer längeren Verletzung. Die Priorität muss auf dem Hauptziel liegen. Dies hier ist nur Teil der Vorbereitung aufs Hauptziel. So spielte ich mit meinen Gedanken und genoss die Höhen und Tiefen des Ultras. Wir alle die wir Ultra laufen kennen das und ein Spruch „Es geht dir gut bei einem Ultra? Glaub mir, das vergeht“, existiert nicht zu unrecht. 
Ich konnte meine Durchgangszeiten nicht sehen, weil der Monitor zu klein war und als ich langsamer laufen wollte, sprang die Anzeige zu schnell um. Es nervt nicht zu wissen wo man steht und demotivierend ist es irgendwie auch. Schließlich bei all dem Spaß, ist das für mich und auch für andere hier immer noch ein Rennen. Denn es gbit schon ambitionierte Sportler und auch Teams hier, die auf Zeiten und Runden laufen wollen. Das ist hier nicht der Großteil und auch nicht das Hauptfeld was eben zur Folge hat, dass man darauf wenig Wert legt. Das heißt es gibt kaum Durchsagen wo wer im Rennen steht, wenn nur auf Anfrage. Man erfährt nicht ob man führt, es geht eben mehr um den guten Zweck und weniger ums Renngeschehen. Man bekommt aber schon höflich vom Orga-Team Auskunft, wenn man das wissen möchte. Das geht nicht ständig aber es ist möglich. Mein Vereinskumpel von Spiridon, der Stefan, war Teil der Organisation und ein Stundenläufer noch dazu. Man kann sich hier nicht nur die 24h teilen, man kann auch gegen eine Spende einzelne Stunden laufen. Ständig ging mir aber von Beginn an die Idee durch den Kopf, nicht nur meine Startgebühr zu spenden, ich wollte auch mit meiner Leistung was Gutes tun! Blöderweise sagte die Organisation erst nach dem Start des Rennens, man hätte sich die Runtastic App runter laden können und damit mit jeder Runde irgendwie was spenden können, was mir aber nach dem Start zu spät war. Ich wollte ein Rennen laufen und nicht mit dem Handy rum spielen. Aber wenn ein Joey Kelly und ein Robert Wimmer und wie sie alle heißen doch mit ihrer Laufleistung Spenden einfahren können, dann kann das doch ein Harry Lange auch oder nicht?? Also schlug ich der Organisation meinen Spendenaufruf vor: Ich möchte das jemand für jede gelaufene Runde von mir 50 Cent spendet. Gern können sich auch Menschen zusammen tun damit. Schließlich wurde auch für eine 11-jährige gespendet die über 100 Runden gelaufen ist und Musikwünsche konnte man sich für 5 Euro beim D.J. kaufen. Nach ca. 8h die ich jetzt ununterbrochen lief, interessierte das irgendwie keine Sau. 
Die Nacht ging relativ ruhig rum, das Rote Kreuz feuerte mich an und überwachte uns und einige an der Strecke fanden mich langsam immer mehr den Hammer - „der Meister“ hörte ich es sogar raunen. Mein größter Fan und Motivator war Stefan und der kümmerte sich echt lieb um mich, besorgte mir Wasser und Cola und war immer ansprechbar. Stundenweise lief er wie gesagt auch mit. Weiter waren auch Allan und Iris (ebenfalls Spiridonis) mit am Start. Und so pushte man sich gegenseitig und motivierte und freute sich. Man wunderte sich auch das ich lief und aß gleichzeitig. Für die Cracks unter uns völlig normal - für Hobbyläufer noch gewöhnungsbedürftig. Das wiederum motivierte mich, das andere sich da noch was abguckten von mir. Nun wollte ich ja längst aufgehört haben wie oben versprochen aber blöderweise gab es einen kleinen Hacken - ich führte. Klar freut man sich über sowas aber das Problem an der Sache, man wirft den guten Vorsatz aufzuhören bevor was kaputt geht dann schnell über den Haufen. Du beißt dir in den Arsch wenn du weißt, dass du es hättest schaffen können, wenn du weiter gemacht hättest oder zweifelst ob es nicht doch hätte klappen können. Wenn man führt, dann führt man und tut das solange es eben geht. Nur einen Vorsatz schluckte ich wiederwillig. Wenn einer auf 24h trainiert und gezielt diese Distanz beherrschen möchte, dann hat der seine eigene Strategie dafür. Das kann heißen, dass er ein paar Stunden ruht und dann wieder schneller laufen kann. Es kann auch heißen in ein und demselben Tempo durchzulaufen, kurze gezielte Pausen einzulegen - jeder hat da seine eigene Strategie. Mir muss klar sein, dass ich jetzt nicht gezielt die 24h beherrschen und gewinnen will. Wenn ich sie gewinnen kann, ist das natürlich super. Ich laufe auch immer bestmöglich und gebe bei einem Rennen wie auch hier immer alles.
Fakt ist aber, ich muss beim Spartathlon länger und weiter als 24h laufen können und deshalb ist es für mich ratsamer, 24h pausenlos bis auf Toilette und Getränkestopp durchlaufen zu können. Es nützt nichts hier vorn zu sein und schnell, wenn ich beim Spartathlon nach 24h fertig bin, aber leider noch nicht die 246km gelaufen bin. Diese bittere Erfahrung habe ich in Dettenhausen machen müssen, wo ich haarscharf 2. wurde, weil ein Pole es gezielt darauf angelegt hatte hier zu gewinnen. Er schlief ein paar Stunden und rannte dann was das Zeug hielt. Ich konnte das nicht mehr, war zum Schluss aber wieder schneller und jagte ihn - die Entscheidung war knapp. Ich gönnte ihm aber verdient den Sieg weil er a) eine top Leistung brachte und b) sich das so sehr wünschte. Jeder will Sieger sein. Ich wäre es auch gern gewesen, zudem ich permanent geführt hatte und dann ca. 3h vor Zielschluss meine Position aufgeben musste. Ich freute mich mit ihm weil er es sich so wünschte und es 3mal hier versuchte und ich war zufrieden mit Platz 2 und meiner Leistung. 
Hier aber, führte ich von Anfang an, was man mir später erklärte. Mir tat alles weh. Die ersten 100km waren schwer und ich konnte mir kaum vorstellen recht viel weiter zu laufen. Nun wollte ich aber dennoch versuchen 100 Meilen zu schaffen denn dann wäre ich sicher bei den 100 Meilen in Berlin und ich hätte ein weiteres Vorbereitungsrennen weit über 100km in den Beinen. Wenn es heute „nur“ 100 Meilen werden, bin ich vollends zufrieden. Ich lag bereits ca. 30 Runden vor Position 2 und Position 3 lag noch 20 Runden weiter hinter mir. Verdammt ich könnte das Rennen gewinnen!!! Ich mag aber eigentlich nicht mehr. Und ich wünschte mir so sehr das diese Rundendreherei hier einen weiteren Sinn hätte nämlich den, eine gute Spende für die Lebenshilfe zu platzieren… So quälte ich mich durch die Nacht. Mittlerweile konnte ich Suppe und auch Nudeln zu mir nehmen und fühlte mich besser als über den Tag, wo es heiß war. Ich aß auf die ersten 100km nur eine Handvoll Nüsse und trank Cola, Wasser und nahm Salz und Magnesium. Essen bekam ich nicht runter. Jetzt wurde es kühler und langsam musste ich halt auch mal tanken. Ich traf meine engagierten Konkurrenten und sah wie sie kämpften - wie wir alle die Einzelläufer kämpften die jetzt vorn mitmischen wollten. Teilweise hatte ich als Einzelläufer mehr Runden als Teams diese hatten. Der Morgen brach an und es ging kurzzeitig wieder etwas besser. Allerdings konnte ich nicht mehr recht laufen, wollte auch nicht mehr aber das Ziel hier zu gewinnen wollte nicht aus meinem Kopf. Ich rechnete mir aus ob ich es mir leisten könnte 1-2h weniger zu laufen und aufzuhören und dennoch zu gewinnen. Aber dann würde ich keine 24h gelaufen sein. Aber auf Biegen und Brechen es zu versuchen, dann nicht zu gewinnen und doch verletzt vorher aufhören zu müssen - auch irgendwie blöd. Vielleicht mache ich einfach langsam weiter, gehe spazieren, versuche Zeit zu schinden mit mal hinsetzen, viel gehen. Wenn ich nur einen Überblick hätte wie viele Runden Abstand ich jetzt habe - aber ich sehe ja nichts. Stefan oder den ein oder anderen Kollegen konnte ich schon fragen aber halt auch nicht permanent. Zu oft wäre das auch Stress für einen selbst aber ich wusste die ganze Nacht nicht recht was Phase war. Gegen 7:00 Uhr wusste ich es dann allerdings genau. "Es ist ein Wetter zum Helden zeugen", brüllte ich und die Organisation antwortete prompt: "Du bist nicht weit davon entfernt Harry!" Leider lagen aber auch noch 5h vor uns und die zogen sich und können sehr lang und schmerzhaft sein. Außerdem war ich noch nicht bei 100 Meilen angelangt und so wie sich die Situation entwickelt und ich leider nicht mehr den 6er Schnitt laufen kann, froh bin das ich 9:30min/km halten kann, werden das auch nicht großartig mehr als 100 Meilen werden, was 168km entspricht. 
Langsam wacht die Veranstaltung wieder auf, die Schlafenden werden wach und frühstücken, laufen weiter und jetzt kommen die begeisterten Zuschauer die verstanden haben was ich und auch andere da eigentlich gerade leisten! Ich startete erneut die Frage über die Moderation ob und warum mir keiner die Spende, 50 Cent pro gelaufener Runde, ermöglichen möchte? „Wenn der bezahlt wird verstehe ich ja warum er so viel läuft“ hörte ich es vom Streckenrand. Ich erklärte dieser Person zwei Dinge ganz klar: 1. ich verdiene hier gar nichts und werde nicht bezahlt und 2. kommt die Spende der Lebenshilfe und damit dem guten Zweck und nicht mir persönlich zugute. Ich persönlich habe zwar die Freude daran, mit meiner Leistung was Gutes getan zu haben aber ich kriege nichts dafür und davon ab. Das ist auch nicht mein Bestreben. Aber überlegt doch mal,  bei 400 Runden wären das 200 Euro!!! Und die müssen trotz Allem erst einmal gelaufen sein, was die Spendenzusage alleine nicht erledigt. Die Leistung kommt nämlich von niemandem anders als von mir selbst dazu!
Ich konnte kaum fassen was ich jetzt über die Lautsprecher hören durfte „der Rotary Club Hanau Maintal spendet für unseren Harry nicht 50 Cent, sondern 1 Euro pro gelaufener Runde! Harald hat jetzt gerade 397 Runden gelaufen, noch 2h Zeit und der Streckenrekord läge bei 475 Runden - Harald! Wenn das kein Ansporn ist!!!“ Oh doch! Und wie mich das anspornte! Ich würde nicht nur ein super Rennen laufen und mich für Sparta gut vorbereiten, ich würde auch noch den Sieg einfahren und für eine gute Sache mit meiner Leistung spenden!!! Besser kann es nicht laufen! Mein Abstand auf Position 2 liegt mittlerweile bei 60 Runden, viele andere liegen 100 Runden hinter mir. Richtig losrennen kann ich nicht mehr, es tut mir alles weh, meine Knie machen Probleme und ich will jetzt wirklich nichts mehr riskieren. Ich könnte sogar die letzte Stunde aussetzen und trotzdem würde man mir den Sieg nicht mehr abrennen können. 60 Runden in 1h - unmöglich nach der Belastung für jeden von uns! Das wären über 20km in einer Stunde. Dennoch stachelte mich die Tatsache dieser guten Spende an. Wenigstens noch die ein oder andere Runde zu machen und ich solle ja immer noch 24h in Bewegung bleiben. Wenn du gewinnen kannst hat es Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind die Freude, der Triumph, der Stolz. Die Nachteile, nicht aufhören zu können, wollen oder zu dürfen und sich hinterher zu ärgern wenn man es doch tut. Gejagt zu sein und unter Stress zu stehen. Wenn das wie in dem Fall von einem abfällt und man schon tot umfallen müsste, dass der Sieg einem noch genommen werden könnte, das beruhigt. Ich wollte die 100 Meilen zudem noch erreichen und dem treu bleiben. Der Streckenrekord war bei meinem Lauftempo auch nicht mehr realistisch zu holen. Dann hätte ich auf die letzten 2h 6min/km, eher darunter laufen müssen und das konnte selbst ich nicht mehr. Aber jede Runde ist ein Euro für den guten Zweck und jeder Meter über 100 Meilen ein Triumph dafür, dass ich es kann wenn ich nur will. So quälte ich mich bis genau 10min vor Ende des Rennens wo ich merkte, dass jeder Schritt stechende Knieschmerzen verursachte, ich es absolut ausgereizt hatte und keinen Sinn mehr sah mich eine weitere Runde zu quälen. Hinzu kam was ich noch gar nicht erwähnte, dass es seit ca. 4 Uhr morgens regnete. Ich hatte kein Zelt, meine Wechselklamotten und meine Tasche waren nass und waren nicht in Sicherheit und ich selbst trug nasse Klamotten. 
Die Dummschwätzer die glauben den Monsun erlebt zu haben, als sie unter der Dusche standen und ohnehin keine Ahnung von nichts haben aber immer alles besser wissen, die mir 2018 sagten „die 28km vorm Ziel hättest beim Spartathlon auch noch laufen können!“, das sind die Schlimmsten. Ich hasse sie wirklich. Sie wollen überall mitreden aber wenn drei Regentröpfchen fallen, kommen die Regenschirme raus und es wird gejammert und gemeckert. Und die wollen mir erzählen was man nach 220km und über 32h Dauerbelastung völlig unterkühlt und mit nassen Klamotten ohne Nahrung noch tun hätte könne oder müssen? So sprach auch hier bei dieser Veranstaltung ein Typ von einem möglichen Rennabbruch! Wegen ein bisschen Nieselregen??? Wenn die erlebt hätten was ich ertrug und ihr könnt es in meinem Bericht zum Spartathlon 2018 auf www.harry-lange.com gern nachlesen. 
So ließ ich die 10min wirken, freute mich es gut und verletzungsfrei überstanden zu haben und war dankbar für die Spende die ich erlaufen konnte. Damit aber nicht genug. Die Moderatorin bedankte sich für das Engagement, dass unter den Läufer/-innen einer einen Hut rum gehen ließ, mit dem nochmal 200 Euro gesamt für mich gespendet worden sind - also nicht für mich sondern eben auch für die Lebenshilfe. Somit habe ich bzw. WIR die Lebenshilfe dann mit 631 Euro gesamt unterstützt. Im Gesamten kamen über 22.000 Euro Spendengelder zusammen durch „normale“ Spenden und Challenges. Die Challenges waren so abwechslungsreich und vielfältig, ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Legendär waren aber eine Runde Purzelbaum, Rad schlagen, eine Sirtakirunde starten und noch viele mehr. 
Zur Siegerehrung regnete es dann zum Glück nicht mehr und diese folgte nach der gemeinsamen Ehrenrunde, die alle Läufer und Teams gemeinsam machten und den Lauf so wie sie ihn gemeinsam begonnen haben auch gemeinsam beendeten. Danach wollte ich zwar gern noch etwas bleiben aber ich war dazu nicht in der Lage und schleppte mich mit letzter Kraft heim. Wenn es euch möglich ist, nach einem 24h nicht heim fahren zu müssen (auch wenn man ein blindes Huhn wie ich ist und Bahn fahren muss), nehmt die Möglichkeit wahr. Geht ins Hotel, pennt auf dem Zeltplatz, was auch immer. Danach heim zu müssen ist echt eine Quälerei. Hanau ist empfehlenswert und in der Tat anders als man das von anderen Veranstaltungen kennt. 24h im Kreis zu laufen, dazu hatte ich schon was gesagt. 24h auf einem Rasenplatz zu laufen weiß ich für meinen Teil nicht, ob ich das noch einmal Solo tun werde, denn vom Untergrund her gefiel mir das gar nicht und tat mir auch nicht gut. Vielleicht kann man sich dran gewöhnen und im Team für die gute Sache ist es sicher leichter zu ertragen. Für meine mentale Härte und mein Durchhaltevermögen möchte ich diese Erfahrung aber auf keinen Fall missen, bereue es nicht da gewesen zu sein und kann es so gesehen dann doch nur empfehlen und jeden selbst entscheiden lassen ob, wie, wie oft, warum, man genau dort beim 24hanau starten sollte. Für alle anderen bleibt nur zu sagen: Geht hin und findet´s selbst raus.