Alles gegeben 500m unter der Erde beim Merkers Kristall Marathon

Als würde man nicht früh genug in die Grube müssen, wird man doch nur auf maximal 3m Tiefe beerdigt - laufen darf man jedoch auf 500m Tiefe Wie dem auch sei, war das ein wundervolles Erlebnis im Merkers Bergwerk mit vielen lieben Menschen...

Ich lief "nur" den Halbmarathon, weil ich mich damit für London vorbereitete und das als Aufbaurennen genutzt habe.

 

Der Start! Großartig aufwärmen konnten wir uns nicht, da bereits die 10km Läufer die Strecke beliefen. Ein bisschen Fußgelenksarbeit und etwas traben konnte ich dennoch. Auf 4min/km losgerannt, gleich in die Linkskurve und den Berg hoch. Die Strecke war sehr wellig und der Sauerstoff, so sollte ich bei der Ausfahrt merken, war geringer als oben. Mit der Temperatur und der trockenen Luft kam ich recht gut zurecht. Ich wunderte mich enorm über das harte Tempo, was mir später auch andere bestätigt haben, dass es in der ersten Runde zu hoch war.

 

Andererseits war es das, was ich anstreben musste! Ich wollte ja unter 1h30min rein kommen. Gut, die Distanz war mit 22,75km länger und mit 375 Höhenmeter nicht gerade eine Bestenlisten fähige Strecke. Dennoch musste ich alles versuchen! In der zweiten Runde dachte ich das erste Mal ans Aufhören und daran das Tempo zu reduzieren. Ich fragte mich warum und vor Allem wie ich in London so schnell laufen können soll. In der ersten Runde noch holte mich mein Freund Henning Wolters, dieses Tier, ein und ich heftete mich an seine Fersen. "Das Tempo gehst du jetzt mit!" dachte ich mir aber - wo ist der hin?? Wo sind die Anderen?? Fast hätte es jetzt geknallt! Die Wand tauchte auf und ich suchte nach dem Weg. "Wendepunkt!" rief es von hinten jetzt und - tatsächlich. Ein verdammter Wendepunkt den ich nicht gesehen habe! Das kostete Zeit, ich musste meinen Körper wieder auf Speed trimmen und entsprechend schwer kam ich in den Laufschritt zurück. Henning war jetzt weg - klar. Ich heiße nicht Robert Wimmer oder Kipsang und kann nicht so beschleunigen das ich jetzt da ran laufen könnte.... In Runde drei hatte ich die Strecke im Griff! Ich kannte jetzt die Wende, wusste wie ich da rein gehen muss, kannte die Steigungen, das Rennen fing an mir Spaß zu machen!!!

 

Es rollte. Bei manch Anderem nicht mehr... Ich fing jetzt an zu sammeln und das Überholen motivierte mich enorm. Es war, als würden die Andere stehen und ich richtig schnell heizen! Mir war übel, mehr wie "Läufer links, Läufer rechts" konnte ich nicht mehr sagen. Ich atmete schwer, bastelte ständig am Schritt, der mal schnell, mal lang, mal ruhiger und mal im Vorfußbereich mit hoher Hacke war. Haben sich doch ein paar übernommen?? Könne ich doch ein gutes Rennen laufen? Es war düster und auf die Uhr schauen konnte und wollte ich nicht. Ich rannte einfach, kein GPS und keine Geschwindigkeitskontrolle, hörte ich nur auf mein Gefühl und gab alles. In der letzten Runde wollte ich noch einmal aufdrehen, viel ging nicht aber ich tat was ich konnte.

 

Im Ziel erst mal den Zielkanal verfehlt, daran vorbeigelaufen und mich gewundert, warum alle verdutzt nichts sagten weil ich torkelnd am Rand der Strecke eine Lücke durch die Absperrung suchte, um diese zu verlassen. Es gelang mir. Die meinten vermutlich ich habe aufgegeben. Die Zeitmessung stoppte vor dem Zielkanal, der dann rechts von der Strecke abgeleitet wurde, was ich eben übersehen habe. Daher versaute ich mir meine Zielzeit zum Glück nicht. Ich setzte mich, kam erst mal zu mir, ärgerte mich kurz über die 1h37min Zeit und machte mir klar, dass hier aufgrund des Profils und meiner Behinderung nicht mehr möglich war. Ich war also zufrieden, es ging alles gut. Jetzt wollte ich meiner Christiane noch ein gute Zeit verschaffen. Sie hatte noch zwei Runden. Auf der letzten setzte ich meinen Helm wieder auf, legte die Startnummer und den Transponder ab und zog sie, ich lief die Runde mit ihr.

 

Im Ziel angekommen erfuhr ich von Julia, dass Henning Platz 4 gesamt auf dem Marathon erlaufen hatte und langsam einbrach auf ca. 15min pro Runde. Ich gönnte ihm so sehr diese Position und wollte auf Nummer sicher gehen, dass der sich auch darum bemühte! Also lief ich noch eine Runde mit ihm - seine letzte in knapp 4:30min/km oder knapp darunter, ich hatte kein Tempogefühl, wusste nur, dass es schnell war. Ich organisierte Cola und Wasser für ihn und dann freuten wir uns über unsere Platzierungen. Ich Platz 15 gesamt und Platz 5 in meiner AK auf Halbmarathon, Henning Platz 1 in der AK M30 und Platz 4 gesamt auf Marathon.

 

Dann trafen wir noch viele liebe Leute wie Katja Böttger und Robert Cimander, was mich auch sehr freute! Robert habe ich ewig nicht mehr gesehen, seit dem Deutschlandlauf 2017. Tilo Kramer und Antje Kramer, Julia, Henning und wie sie alle heißen. Eine rundum wunderbare Veranstaltung! Alleine die Einfahrt war ein Erlebnis mit dem tollen Auto und zudem schnell und rasant!