Zu spät am Start Dank InterAir beim 50. Honolulu Marathon 2022 - Verlasse dich nie auf andere, nur auf dich selbst!

Jedes Rennen lehrt dich was und lässt dich Erfahrungen sammeln. Wenn ich eines beim 50. Honolulu Marathon 2022 gelernt habe, dann das. Wenn ich eine Reise mit einem Laufreiseveranstalter plane muss ich davon ausgehen können, pünktlich am Start zu stehen. Wenn auch sonst nichts läuft, aber das muss passen! Reiseleiter Steffny, der selbst jahrelang erfahrener Läufer ist und Honolulu seit Jahrzehnten kennt, müsste es eigentlich besser wissen. Egal was die Jahre zuvor war, muss man immer die Ausschreibung des Veranstalters lesen. Ein bisschen ärgere ich mich auch über mich selbst. Ich studiere vor jedem Rennen genau die Verpflegungspunkte, das Reglement, die Strecke usw. Nur habe ich bei diesem Start den Transfer komplett ignoriert und mich voll auf InterAir verlassen. Ein schwerwiegender Fehler. Bereits ab 02:00 Uhr fuhren die Shuttle Busse des Veranstalters vom Honolulu Marathon. InterAir war der Meinung, ab 03:30 Uhr zum Shuttle gehen reicht völlig aus, da es die Jahre zuvor auch so war. Absoluter Blödsinn! 2021 fand das Rennen zu COVID19 Bedingungen mit stark reduzierter Teilnehmerzahl statt, kein Vergleich also zu 2022. Der Veranstalter weißt auf rechtzeitiges Anreisen zum Start hin und hätte ich das vorher gelesen, währe ich um 02:00 Uhr auf eigene Faust angereist. 

 

Ich habe für unter 3h10min Ankunftszeit trainiert, mich 2 Wochen in Hawaii ans Klima gewöhnt, hart trainiert und das alles für die Katz. Ich erwähne es nicht gern, es wird mir auch oft als Ausrede unterstellt, aber mit meiner Sehbehinderung ist so ein Rennen noch viel schwerer als für gesunde Teilnehmer. Ich bin ständig konzentriert, kriege von der Umgebung nichts mit, erkenne Kilometerschilder nicht richtig bis gar nicht, muss mir Verpflegungsstellen merken und sie erkennen und sauber anlaufen und habe den auf andere Mitläufer zu achten, die sich über meine Blindenkennzeichnung entweder lustig machen, sie nicht sehen und ein paar wenige das auch respektieren. Dieses Mal tat ich mir die Kennzeichnung gar nicht erst an, da sie in Honolulu keinen interessiert. Dieser "Lauf" ist als solcher eher eine Spaßveranstaltung und es starten dort Menschen von denen man glaubt, dass sie das Rennen nicht überleben werden. Keine wirkliche Cut off Zeiten, hat man 28 Zeit da durch zu kommen und so sortieren sich die langsamsten Geher vorn ein, bleiben stehen, machen Selfies usw. Diese verdammten Handys gehören verboten auf der Strecke. Ebenso wie Kopfhörer. Bei richtigen Rennen ist das auch verboten aus gutem Grund. Manche bekamen gar nicht mit das ich sie überholen wollte, weil sie nichts hörten. Weder Einsatzfahrzeuge noch Mitläufer. Unverantwortlich und gefährlich. Der Start war pünktlich um 05:00 Uhr. Ich erreichte die Startlinie um 05:20 Uhr so gut wie als Letzter im Feld und kämpfte mir über 10km den Weg in 6min/km nach vorn. Überholt habe ich von Anfang bis zum Ende und nur einen Läufer gab es, der mich zum Schluss überholen konnte, weil er besser war als ich. Es war dunkel, ich habe auf den ersten 10km die Versorgungsstellen nicht richtig erkannt und somit auch nur eine erwischt, was bei hoher Luftfeuchte und knapp 20 Grad auf Hawaii gefährlich werden kann. Dann diese vereinzelten "Self Supplied Water Stations", die immerhin 7 Stück ausmachten. Dort musstest du stehen bleiben um deine Flasche, deinen Faltbecher zu füllen, oder einfach nur von der Hand in den Mund Wasser bekommen zu können. Normal, wenn ich ein Rennen laufe, gehe ich von z.B. 4:15min/km auf 4:30min/km runter, nehme laufend das Wasser an, ziehe das Tempo kurz auf 4:00/km für 500m an und gehe dann auf 4:15min/km Grundtempo zurück. Das nervt, belastet dich aber nicht so hart, als wenn du auf 0 ausgebremst wirst und erneut mit aller Kraft wieder ins Grundtempo zurück musst. 

 

Irgendwann zerstört dich das mental, körperlich und es geht einfach nicht mehr. Ich blendete aus, dass ich die verlorenen 10km nicht mehr aufholen konnte und gab alles was ich konnte um so weit wie möglich an die 3h ran laufen zu können. Bis km 26 ging das relativ gut und ich lief mich gut frei. Die Selbstversorgungsstellen hatten nicht immer gutes Wasser. Manchmal schmeckte es schweflig und versaute mir meinen eh schon beleidigten Magen. Jetlag (11h Zeitverschiebung), kein Frühstück 3h vorher, da der Start bereits um 05:00 Uhr morgens war und der Stress vorm Start mit der Anreise, zu spät zu kommen usw. setzten noch einen drauf. Als des den Diamond Hill zum ersten Mal hoch ging, lief ich auf die Gegenspur, da ich die Elite eh erst ab 25km erwarten konnte und hoffte, hier an den ganzen Spaziergängern schnell vorbei zu kommen. Der Mensch ist leider dumm. Das hat zur Folge, dass jetzt viele dumme Menschen das selbe taten. Wenn es nur Schnelle gewesen währen, wäre das ja ok. Es waren aber die gleichen, die auf der Kriechspur der Autobahn lieber auf die Schnellspur wechseln um dort zu kriechen. Dennoch lief es ab ca. 14km schon zügig und ich konnte laufen. Blöd war aber, dass ich körperlich und mental ab km 30 wirklich abbaute. Ich wollte, konnte aber nicht mehr so schnell laufen wie ich es trainiert und gehofft habe. Die Luft war irgendwie raus. Jetzt kamen Sonne und Gegenwind dazu und gegen den Wind zu kämpfen ist sinnlos. Es kostet Kraft die später fehlt. Ausruhen geht aber auch nicht. Man kann nur alles geben so lange es geht, bis man eben irgendwann eingeht. Km 35 war es dann soweit. 7km vor Ede fiel mein Tempo bis auf 5min/km ab. Ich quälte mich den Hügel hoch, der mir mittlerweile wie ein Berg vor kam und einfach nicht enden wollte. Das 2. Mal am Diamand Hill angekommen bei ca. 39km, wurde ich erneut gestoppt um Wasser zu bekommen. Es wurde mir ein leerer Becher gereicht was ich nicht gesehen habe. Den konnte ich ein paar Schritte später mit Wasser aus dem Hahn füllen. Hätte man mir den Becher auch nicht reichen müssen. Bescheuert. Also Maschine stoppen, trinken, 10sek verlieren und wieder anlaufen. Und genau das ging jetzt nicht mehr. Ich ging entkräftet weiter und zwang mich nach ca. 500m wieder zu laufen. Mehr wie 5min/km war jetzt nicht mehr drin. Unter 3h30min zu bleiben, nur mit Gewalt möglich und diese konnte ich nicht mehr aufbringen. 

 

Die letzten 2km, wovon einer bergab war, zogen sich unendlich. Ich wurde noch einmal überholt, allerdings konnte dieser Konkurrent nicht fassen was ich auf dem letzten Kilometer noch zugeben konnte. 3h28 auf der Uhr und mir ging durch den Kopf "für diese Scheiß Zeit brauchst du dir den Arsch nicht mehr aufzureissen! 1min mehr oder weniger retten dich nicht mehr und du hast allen Widrigkeiten getrotzt, gekämpft und das Maximum erreicht. Dennoch, alles was ich jetzt noch überholen kann, wird überholt und ist hinter mir. Ich lasse jetzt nicht locker!" Im Ziel völlig entkräftet angekommen, gerade so über die Zielmatte, Uhr gestoppt, konnte ich kaum noch stehen und humpelte zur Medaillenausgabe. Stehen bleiben oder hinsetzen, absolut tödlich für den Kreislauf und Krämpfe waren vorprogrammiert. Das Coconut Water half für den Moment, zum Hotel war es 1km Fußweg. Ich quälte mich da hin, da ich dringend Salz brauchte. Dort angekommen ging ich noch in Laufkleidung zur Hotelbar und bat um einen Teelöffel Salz. Den aß ich pur und trank Wasser dazu zur Verwunderung der anderen Gäste. Ich weiß genau, kommen Krämpfe im Ruhezustand, fehlt Salz. Hat mir mal mein Lauffreund Dietmar erklärt. Ich bekam sie in den Griff und auch langsam Hunger. Ich wollte meine Freundin Christiane im Ziel noch begrüßen. Sie ist um einiges länger unterwegs und zudem verletzt. Ich hoffte sie kommt durch und ging zum Zielbereich zurück. Um sie zu sehen, müsste ich direkt an die Strecke, wo zu viele Leute standen. Ich lief über 2km auf die andere Seite der Strecke, durfte dort aber nicht stehen, was mir ein Cop unmissverständlich beibrachte, Behinderung hin oder her. Also latschte ich wieder zurück und ging 500m in die andere Richtung vom Start weg um sie dort evtl. zu sehen und ein Video von ihr zu machen, sie zu überraschen. Es war mir nicht gegönnt. Ich habe im Lautsprecher gehört "Christiane B. at the Finish Line..." Super. Na immerhin ist sie da. Die Sonne brannte, ich hatte Hunger und war müde. Wenigstens im Zielbereich will ich zu ihr und suchte sie. Wir fanden uns. Jetzt half ich ihr sie mit Wasser und Nahrung zu versorgen und ließ sie ins Hotel gehen, damit auch sie sich umziehen konnte. 

 

Ich ging zu Bigger Burger, aß zwei Vulcano mit großen Pommes und genoss meinen Milchshake. Zum Surfen nach dem Marathon war ich nicht mehr in der Lage. Bereits am Tag danach lag ich allerdings schon wieder auf dem Board und jagte nach Wellen. Ich gönnte mir eine Woche Laufpause und surfte wo immer es ging. Wer weiß ob ich je wieder auf Hawaii komme? Zwei Locals lernte ich noch kennen und hoffe das der Kontakt hält. Ich ärgere mich im Nachgang halt sehr über das versaute Rennen. Mich trifft aber hier keine Schuld. Etwas unmotiviert starte ich also jetzt nach der Off Season wieder in die Season und bereite mich auf den Hawei50 in 8 Wochen vor, wo ich versuchen werde, 3h45min auf 50km zu erreichen. Ziel ist es, die Grundgeschwindigkeit auf diesen Unterdistanzen zu verbessern, noch mehr Kilometer für den Spartathlon 2023 zu sammeln um noch gefestigter und zielsicherer diesen endlich zu finishen. Was danach kommt, weiß ich nicht. Jetzt geht es erst einmal mit dem Hawei50, 24h Deutsche Meisterschaft in Braunschweig, dem Eiger Ultraberglauf in der Schweiz und dem Spartathlon mit neuen schweren und schönen Zielen ins Jahr 2023.

Der Spartathlon ist nicht Entenhausen und auch nicht Hollywood

Ihr kennt das. Die tollen Filme mit Happy End, wo der Hauptdarsteller etwas versucht, scheitert, wieder versucht, es wird ganz knapp und unmöglich und dann schafft er es wie durch ein Wunder schließlich doch. Natürlich nur, weil er alles gegeben hat und er es dadurch ja auch nur schaffen kann, geht ja gar nicht anders. Das ist leider nicht die Realität und fair ist diese meist auch nicht. Ich durfte völlig alleine und ohne Hilfe mit Eis oder ähnlichem versuchen durchzukommen und brachte es dafür wieder einmal sehr weit. Steckt man sich große Ziele, muss man davon ausgehen sie nie, oder nur schwer zu erreichen. Kleinere Ziele zu haben, könnte man sich vornehmen und stellt dabei fest, dass sie einem nicht genügen, da sie zu einfach zu erreichen sind, oder schon zu oft erreicht wurden. Auch wenn nichts selbstverständlich ist, so kann ein 100km Rennen mit langen Cut Off Zeiten einfacher erreicht werden als ein Spartathlon, der nicht nur länger ist, sondern knallharte Cut Offs hat und zwar von A bis Z. Wenn man dann wie ich sein Potenzial erkennt und weiß, dass man es schaffen kann und sich dieses Ziel dadurch nicht entgehen lassen will, weil es eben nicht aussichtslos ist, landet man wieder beim großen Ziel Spartathlon und sortiert sich neu....

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Letztes Bergtraining - ein Lauf in die Vergangenheit mit herrlichen Erinnerungen in meiner alten Heimat Österreich

Seit Langem hatte ich schon vor, meine alte Heimat wieder mal zu besuchen und ein paar für mich wichtige Dinge zu erledigen. Ich musste damals wegziehen und meine geliebte Natur verlassen, nur um Arbeit finden zu können. Da meine treue Freundin Christiane den Triathlon in Zell am See mitmachen wollte, hat es sich ergeben, dass ich sie auf ihrer Reise dorthin begleitet habe. Ich selbst wäre auch gern gestartet, was aber dieses Jahr aufgrund meines Vorhabens den Spartathlon zu laufen, nicht sinnvoll gewesen wäre. Dennoch steht dieses Heimspiel auf meiner Liste für die Zukunft! Nichts desto trotz musste ich natürlich weiter hart trainieren und lange Strecken meistern. Da sich meine Strecken zwischen 40 und 60km bewegten, wollte ich die mir wichtigen Orte so gut es ging alle besuchen. Weil ich auf Anhieb den Radweg nicht gefunden habe, musste ich mit der Bundesstraße vorlieb nehmen. Ich kenne diese Straße, wurde da als Kind schon mal angefahren und sie war damals schon gefährlich. Diese Straße ist über die Jahre hinweg noch schlimmer geworden. Die Sache hatte aber den Vorteil, dass ich unsere ehemalige Aral Tankstelle besuchen konnte, wo ich mit 6 Jahren aufwuchs. Ich wollte schon lange mal dort vorbeischauen und neugierig wissen, was es da jetzt Neues zu sehen gibt. Ein Imbiss steht jetzt dort, dennoch ist das alte Gelände fast unverändert geblieben und ich habe es sofort wieder erkannt. 

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Harte und lange Trainings - ohne die geht es nicht!

Nicht selten kommt es jetzt vor, dass ich 60km Trainingsläufe alleine und ohne Unterstützung auf der Strecke laufen muss. Ich muss alles selbst schleppen und bei der Hitze kommen da gut und gern mal 6l Flüssigkeit zusammen. Hier ein wunderschönes Beispiel einer solchen Tour, die sich von Oberursel über den Fuchstanz, Feldberg, Sandplacken, der Saalburg und Bad Homburg bis nach Kalbach und Heddernheim zurück zu meinem Startpunkt in Rödelheim streckt. Neben der Streckenlänge gibt es hier auch etliche Höhenmeter zu bewältigen.  

 

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...Weil jeder Meter zählt! - 24h Schlacht in Bottrop

Ich war und bin nicht überheblich. Was wahr ist, muss und darf man sagen. Ich bin ein guter Ultraläufer und ich weiß, was ich kann. 180km und mehr zu laufen sind aber weder für mich, noch für jeden anderen eine Selbstverständlichkeit. Läuft man am Limit und will man das Maximum aus sich heraus holen, muss man riskieren, daran zu scheitern. Wenn man immer nur im Rahmen seiner Möglichkeiten laufen würde, gäbe es keine Rekorde. Zumindest sehe ich das so. Es war ein unglaublich hartes und auch sensationelles Rennen bei der Deutschen Meisterschaft auf 24h in Bottrop...

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Gemeinsam sind wir stark! Mit vollem Erfolg ins Jahr 2022 durchgestartet!!!

Der 7. Calenberger 100 Meilenlauf war ein absoluter Erfolg und ich werde vermutlich noch in 20 Jahren davon schwärmen und schmunzeln was wir hier abgezogen haben, um eine Qualifikation für den Spartathlon 2022 zu erreichen. Ein kleiner familiärer Ultramarathon irgendwo im Nirgendwo in Adensen, wo sich Hase und Fuchs "gute Nacht" sagen, trafen sich vom 31.12.2021 auf den 01.01.2022 ein paar Spinner, um ein kleines Silvesterläufchen von 100 Meilen zwischen Rössing und Adensen, immer hin und her, zu laufen. Der Lauf wurde zwar nicht für den Spartathlon ins Leben gerufen und kann ab 50 Meilen beendet werden, es war aber meine letzte Chance für 2022 noch eine Quali auf den letzten Drücker erhaschen zu können. Dies ging allerdings nicht ohne Komplikationen.....

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